Leseprobe 2 aus meinem vierten  Roman, der noch in Arbeit ist, 
 "Sarah - Zeit zum Aus(auf)brechen"   
 

Bittere Erkenntnis

....."Du bist sauer", äußerte er plötzlich, du hast die Broschüre gelesen und jetzt bist du sauer."

   "Enttäuscht trifft es eher, Wolf."  Sarah schlürfte starken heißen Kaffee und nahm einen Schluck aus dem Glas. Mit geschlossenen Augen spürte sie nach wie das Getränk langsam durch die Speiseröhre glitt, im Magen hängenblieb, und sich eine wohlige Wärme in ihr ausbreitete. "Hab ich ein recht sauer zu sein?", fragte sie und schaute ihm in die Augen. "Ich glaube nicht", gab sie selbst Antwort.  "Und ich muss keine Broschüre lesen, um herauszufinden, dass Frank dein Sohn ist. ich habe es an seinen Augen gesehen. Müsste ich noch etwas wissen, damit mir solche Schockmomente in Zukunft erspart bleiben?"

   "Also gut, ja, Frank ist mein Sohn, und vielleicht hätte ich es erwähnen sollen. Meine Tochter Kati arbeitet im Kindergarten und meine Frau Dr. Hellen Brunner ist Jugendrichterin am Oberlandesgericht, jetzt zufrieden?" Stumm hörte Sarah zu. Was sollte sie auch sagen. Es ging sie nichts an,  wie und mit wem er lebte, dieser Mann, der ihre Gefühle wieder geweckt hatte und sie damit in ein mentales Chaos stürzte. Plötzlich zogen sich ihre Hertzmuskeln schmerzhaft zusammen, der Puls kletterte hoch und sie erkannte ihr Problem. Sie hatte sich in diesen Mann verliebt und er konnte ihr in die Seele schauen. Schnell senkte sie den Kopf, leerte das Glas und stand auf. Jetzt möchte ich nach Hause, sagte sie und ging zur Tür.

   In der Wohnung angekommen, schmiss sie ihre Sachen einfach ab, putzte die Zähne, wusch ihr Gesicht sehr warm und stellte den Wecker auf sieben Uhr. Sie wollte frühzeitig zur Polizei, denn mittags hatte sie noch einen Friseurtermin bekommen. Die Gardinen zog sie noch zu und sah vor dem Haus ein schwarzes Auto, das gerade losfuhr. Was war das denn, ging ihr durch den Kopf, wieso erst nach 15 Minuten. Schluss jetzt. nicht mehr nachdenken, einfach nur schlafen.

   Tatsächlich fuhr Wolf jetzt erst los, er musste seine Gedanken ordnen. 30 Jahre verlief sein Leben mit allen Höhen und Tiefen , die er mit Hellen immer bewältigt hatte, in normalen Bahnen. Beim Studium hatten sie sich kennen und lieben gelernt. Sie respektierten sich, ließen sich gegenseitig Freiraum. Als Frank zur Welt kam, blieb sie drei Jahre zuhause, stieg dann wieder ins Berufsleben ein, und startete ihre Karriere, mit Studium und allem Drum und Dran. Neun Jahre später kam dann Kati und sie packten es  gemeinsam. Mit den Jahren wurde vieles selbstverständlich,  verlor an Schwung und Reiz. Zu den Kindern hatten sie beide ein gutes Verhältnis und die Familie hielt zusammen, tauchte mal ein Problem auf. Und plötzlich schwirrte dieses menschliche Wesen in sein Leben und brachte seine Ordnung durcheinander. Ihre Nähe rief Gefühle hervor, die er so gar nicht mehr kannte. Und das Schlimmste daran, er bekam sie nicht mehr aus dem Kopf.  

  

 

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Leseprobe aus meinem vierten  Roman, der noch in Arbeit ist, 
 "Sarah - Zeit zum Aus(auf)brechen"   
 

Beginn des Abenteuers

Bedrohlich nah rückten ihr die hässlich grauen Betonmauern auf den Leib und entsetzt über sich selbst blieb Sarah stehen. Es war nur eine Empfindung, wie sollten sich dicke Mauern ohne Erdbeben aufeinander zubewegen, ein Gefühl, das ihr Schauer über den Rücken jagte. Welcher Teufel hatte sie geritten einem fremden Mann bis in diese Gasse zu folgen, ihm einfach hinterherzulaufen und dabei in dieser unheimlich düsteren Gegend zu landen. Blitzartig erinnerte sie sich an einen Schriftzug am Anfang der Gasse, "vok bölge" stand an der Wand. Sie hatte davon gehört, verbotene Zone bedeutete es übersetzt, und jeder normaldenkende Mensch mied diese Ecke in der Stadt. Dafür trieben sich jede Menge zwielichtiger Personen hier herum, wickelten dubiose Geschäfte ab, dealten und blieben so gut wie unbehelligt dabei. Sie musste sofort weg hier, ob es nun der Mann war  oder nicht, der ihren Jagdtrieb geweckt hatte. 

   Es war zu spät!  Sirrende Geräusche kamen auf sie zu, gespenstisch tanzten Schatten im trüben Licht der Straßenlaterne hin und her, näherten sich schnell und ihr blieb nur die Flucht nach vor. Nach ein paar Metern blieb Sarah stehen und eng an die Mauer gedrückt, zündete sie sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an. Drei E-Roller sausten an ihr vorbei und langsam beruhigte sich ihr Puls. Mein Gott, wir waren doch nicht in Chicago, sie hatte wohl zu viel Krimis gesehen. Sie kicherte vor sich hin und legte in Eiltempo die letzten Meter in der engen Gasse zurück, das  flaue Gefühl in der Magengegend blieb. Auf der linken Seite öffnete sich ein kleiner Park. Der Weg hindurch führte in die Stadtmitte, aber das war ihr noch unheimlicher. Gegenüber entdeckte sie noch einen Weg, der an einem bunkerähnlichen Gebäude vorbei auch in die Stadt führte. Den wollte sie nehmen, blieb aber nach ein paar Metern wie angewurzelt stehen. An der Hausmauer leuchtete in flammenden Rot ein riesig großes Herz mit den Buchstaben "ask" in der Mitte. Fasziniert schaute sie darauf und erst die Worte gebrochen Deutsch "Was suchst du hier, spionierst du herum?", holte sie in ihre derzeitige Lage zurück. Erschrocken starrte sie den jungen Mann an. Doch ehe sie etwas erwidern konnte, schob er sie sanft durch eine Tür, hinein in einen halbdunklen Raum, der erfüllt war von Stimmengemurmel und von Ausdünstung geschwängerter Luft, die ihr fast den Atem nahm. Dann flogen ihr Wortfetzten, wie: 'Batu, wer ist die Lady, wem schleppst du denn an, was sucht die hier, braucht sie Abwechslung, und ähnliches mehr', um die Ohren, begleitet von Lachen und Scherzen. Langsam hatte sich Sarah an ihr Umfeld gewöhnt und ihr Kampfgeist erwachte, "Was geht es euch an, gar nichts will ich, vielleicht suche ich jemanden. Und wenn nicht, dann verschwinde ich gleich wieder!" Hochaufgerichtet ließ sie das Gelächter über sich ergehen. "Habt ihr vielleicht einen Schluck Wasser für mich, die Luft ist hier ziemlich dick."

   "Da schau, da wird sie munter die Lady", knurrte einer aus der Runde und griff nach ihrem Arm.

   "Lass das, Aky, die Lady sucht mich, sie gehört zu mir, ist das angekommen?", mischte sich ein großer dunkelhaariger Mann ein, schob die anderen zur Seite und dirigierte sie an einen kleinen Tisch in der Ecke. Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht, vor allem , wie er sie aussprach. Die Jungs verkrümelten sich ohne Widerspruch. Und beim Klang seiner Stimme war Sarah sich 100% sicher, es war der Fremde, der ihr vor "Marys Bar" beigestanden hatte, als zwei Männer sie am Einsteigen ins Taxi hindern wollten. Diesen Machos hatte sie in der Bar eine deftige Ansage gemacht, laut und deutlich, alle bekamen es mit. Und warum, die hatten sich auf die übelste Weise über jede Frau in der Bar ausgelassen, und das hatte Sarah maßlos geärgert. Und jetzt saß er vor ihr, der Fremde, konnte sich wohl nicht an sie erinnern, und sie rannte ihm durch die halbe Stadt hinterher.    

 

Neugierig geworden?  Ich halte euch auf dem Laufenden

     

 

 

 

  

Leseprobe aus meinem neuesten Roman 
"Im Herbst angekommen"

Wie das Leben so spielt

"Es spielt mit uns, wirbelt uns hin her wie Blätter im Wind, trägt uns hoch und runter, wie ein kleines Boot auf den Wellen des Ozeans, bis es einen sicheren Hafen zum Ankern findet, oder die schäumende Gicht es verschlingt."

Regungslos verfolgte Sybille das Geschehen vor ihrem Fenster, saugte die die letzte Helligkeit des Herbsttages auf und angenehme Wärme breitete sich in ihr aus beim Anblick der farbenfrohen Blätter, die ununterbrochen zu Boden segelten und beim wilden Spiel zweier Eichhörnchen, die sich gegenseitig in Windeseile durch die Äste jagten. Sie liebte diese Stunden, doch derzeit  kreisten schwerwiegende Gedanken durch ihren Kopf und bereiteten ihr sogar schlaflose Nächte.

   Wieder einmal musste sie ihr Leben überdenken. Ihre finanziellen Zuwendungen von staatlicher Seite waren ausgeschöpft und der Anspruch auf gesetzliche Altersversorgung trat erst in 14 Monate ein. Spontan nahm sie einen Nebenjob an, der ihr  richtig Spaß  machte und sie die Zeit bis zur Rente überbrücken konnte. Das funktionierte auch reibungslos, bis.....tja, bis zu dem verhängnisvollen Sonntagmorgen, der sie vollends aus der bahn schmiss. Das Leben war eben kein Wunschkonzert und von heute auf morgen war sie auf die Hilfe ihrer Kinder und ihrer Freunde angewiesen. Die hatten kein Problem damit, sie aber schon. 

   Eigentlich bewunderte sie alle Menschen, die an ein Leben danach glaubten und somit schon auf Erden ihren Frieden fanden. Ihr wollte das nicht so wirklich gelingen. Aber das mit dem Glauben war eine Geschichte für sich und die lag schon sehr langen zurück. 

   Sie suchte beharrlich nach Wege, um trotz des Rückschlages ihren Zielen "Gelassenheit und innerem Frieden" näher zu kommen. Keine leichte Aufgabe, wenn  sie bedachte, wie unbesonnen und verschwenderisch sie in den letzten 30 Jahren mit ihrer Gesundheit umgegangen war und sie nie wirklich auf den Rat der Älteren gehört hatte. Der Zahn der Zeit nagte gnadenlos und die Kraft der Jugend war im fortgeschrittenen Alter weg.  Na was, mit fast 70 musste man so sehen und wohl oder übel wurde man ständig daran erinnert schon beim Blick in den Spiegel, ganz zu schweigen von der nackten Ganzkörperanalyse vor dem Ankleidespiegel in ihrem Schlafzimmer.

   "Zwei Minisandsäcke hingen geschmeidig über der Bauchfalte und das hartnäckige Hüftgold zierte die, einmal schmaler gewesene,  Taille. Durch die einst festen Oberschenkel schlängelten sich blaue Adern oder Äderchen, die ungeliebte Orangenhaut versuchte den Rest zu erobern und fein verzweigte Krähenfüße schoben sich vorwitzig dazwischen. An den Armen hingen die Unterseiten der Oberarme wie Chicken Wing's herunter oder besser noch, luden wie Fledermausflügel zum Abheben ein."

   Und trotzdem liebte sie ihren Körper, sah den Tatsachen ins Gesicht und hielt ihrem Spiegelbild entgegen: "Mein Gott, du hast ja nun das Alter, bist keine 17 mehr." Aber mal Butter bei de Fische, hatte man genug getan, um den ganz normalen Altersprozess entgegenzuwirken? Fazit; zu wenig, viel zu wenig, im Gegenteil, mit Achtsamkeit für sich selbst befasste sie sich erst so 3 vielleicht 4 Jahre, gerade noch rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhindern. Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht, als ihr eine ihrer Lebensweisheiten einfiel, die sie ab und zu niederschrieb: 

   "Das Leben kann man nicht geradebiegen, man muss nur die Kurven kriegen."

 

Neugierig geworden?  Ich würde mich freuen. Mein Buch "Im Herbst angekommen" ist im Handel und auch als E-Book erhältlich.

     

 

 

 

  

Leseprobe aus meinem ersten Roman "Charly"

Verwirrende Gefühle

Ich hatte mir so fest vorgenommen locker und unbeteiligt zu bleiben, wenn er wirklich nicht allein war, es gelang mir nicht. Unsichtbare Kräfte drückten mich an die Rückenlehne und meine Hände umklammerten unlösbar die Seitenlehnen. Dabei zog ein tiefer Schmerz durch mich hindurch und nahm mir fast die Luft.

   "Hallo Charly", hörte ich seine freudig überraschte Stimme durch einen dichten Nebel, "dass ist aber schön dich zu sehen, da kann ich dir gleich meine Freundin Jenny vorstellen."

   Er wollte meine Hand packen, aber ich rührte mich nicht. Und auch die hübsche Brünette streckte mir ihre schmale Hand entgegen. Aber meine Finger klebten am Holz. Lässe schaute mich ganz verwundert an, er verstand das gar nicht. Seine Freundin zog ihren Arm zurück, strich die unendlich langen Haare nach hinten. Sie hatte die Lage sofort erkannt, drehte sich um, griff nach seinem Arm und zerrte ihn regelrecht hinter sich her.

   "Lass uns gehen!"

   "Was war das denn?", reagierte Lässe überrascht, warf einen ratlosen Blick zurück und folgte ihr.

   "Du begreifst es wohl nicht, die Kleine ist total in dich verknallt", klärte Jenny ihm mit verhaltener Stimme auf. Und obwohl sie sehr leise gesprochen hatte, erreichten mich genau diese Worte und drangen wie eine giftige Spinne in meinem Kopf................

 

Charlys Traum 

Ich stieg von meinem Motorrad und legte den Helm zur Seite. Dann drehte ich mich um und sah ihn stehen. Bewegungslos starrte er mir mit leicht geöffneten Mund entgegen.

   Kurz vor ihm verharrte ich und erlebte etwas unbeschreiblich Schönes. Noch nie hatte ich in solche Augen gesehen, blau-grün, abgrundtief wie ein aufgewühlter Ozean. Die hohen Wellen schlugen an die Felsen und schäumende weiße Gicht glättete sie wieder.

   Ich legte meine Arme um seinen Hals und meine Lippen auf seinen Mund. Er umschlang mich und schwebte mit mir in die endlose Tiefe des smaragdgrünen Meeres. 

   Ich fühlte Wärme, hörte den leisen Gesang der Wellen, roch Benzin und schmeckte liebliches Öl und feinen Tabak.

   "Charly, du musst aufstehen, dein Bus fährt gleich." 

Jemand schüttelte mich an den Schultern und eine laute Stimme riss mich brutal aus meinem Traum. Ich schaute in das lachende Gesicht meiner Mutter und da wurde mir klar:

    "Ich muss Lässe besuchen! Ich muss es herausfinden!"

     

 

Leseprobe aus meinem zweiten  Roman "Wenn Träume wahr werden" 

20 Jahre später
 

Die plötzliche Ruhe um mich herum fand ich gar nicht wohltuend,  im Gegenteil, sie lastete auf mir und Trauer schlich sich in mein Herz. Ich schloss die Augen; fünf lachende Menschen; Mann, Frau, zwei Kinder und eine ältere Dame zogen an mir vorbei und ich riss meine  Augen wieder weit auf. Hastig kramte ich in meiner Tasche, holte einen kleinen Igel aus Holz heraus und hockte mich am Gedenkstein nieder. Die Rose legte ich mitten auf das Kiesbett und rechts daneben grub ich mit den Fingern in den Kies hinein. Ein Kloß drückte auf meinen Magen, rollte schmerzhaft durch meinen Brustkorb bis in die Kehle und löste sich mit einem tiefen Seufzer auf, dafür flossen unzählige Tränen lautlos über mein Gesicht und ich verlor jedes Zeitgefühl für die Welt um mich herum.

   "Charly, was machst du da?"

   "Ich begrabe einen Traum", antwortete ich leise, ohne hochzuschauen. Das brauchte ich auch nicht, ich hatte zwar niemand kommen gehört, aber ich wusste wer hinter mir stand, spürte es mit jeder Faser meines Körper.

   "Träume kann man nicht begraben, steh auf, rede mit mir!"

   "Es gibt nichts mehr zu reden, geh einfach, ich muss das hier beenden!" Klar und deutlich waren meine Worte und fest hielt ich die Hand über die kleine Kuhle im Kies. Eine zweite viel größere Hand langte an mir vorbei, glättete den Kies, zog mich hoch und setzte mich zurück auf die Bank.

   "Lässe, bitte!" Zornig erregt schaute ich hoch zu ihm. Mit hängenden Schultern stand er wie ein großer Schuljunge vor mir, heute aber mit grauen Schläfen und einigen Falten auf der Stirn und in den Mundwinkeln. Er hielt mir die geöffnete Hand entgegen und seine Stimme klang unendlich traurig.

   "Du hast mir versprochen, dass du ihn niemals im Leben hergibst."

"Ich kann nicht anders", würgte ich unter Tränen hervor, " jetzt kann ich nicht mehr anders, verstehst du das nicht?"

   "Nein, das will ich nicht verstehen. Du und ich haben uns heute genau hier getroffen, das hat mit niemanden, aber auch mit gar niemanden anderen  etwas zu tun. Lebe deinen Traum heute, vielleicht finde ich mich darin wieder", flüsterte er, steckte den kleinen Holzigel zurück in meine Tasche und reichte mir die Hände.

   Unfähig darauf zu antworten fasste ich zu, stand auf und unsere Blicke tauchten ineinander. Die Lippen berührten sich für einen winzigen Moment, dann schnallte er meine Tasche an das Motorrad, reichte mir einen Helm und wir fuhren los. Ich lehnte mich fest an, umklammerte seine Hüften, roch Benzin und feinen Tabak und hatte nur einen Wunsch, diese Fahrt sollte nie enden.

   

 Neugierig geworden? Ich würde mich freuen. Die Bücher sind im Handel und auch als E- Book erhältlich.

     

 

Aus meiner Reihe "Gute Nacht Geschichten" erzähle  ich euch eine kleine tierische Geschichte über eine Freundschaft, die in der Natur wohl selten ist. 
Vielleicht gefällt sie euren Kindern oder Enkeln.


 Ungleiche Freunde

Aus einem dicht mit Moos bewachsenen Baumstumpf lugt ganz vorsichtig eine kleine Haselmaus hervor. Mit den großen schwarzen Knopfaugen blinzelt sie in die letzten Strahlen der untergehenden Aprilsonne. Lange Monate hatte sie im Winterschlaf geruht und ist ganz dünn geworden. Jetzt flitzt sie heißhungrig los und frisst eine Menge Gras, kleine Knospen, Samen und Insekten. Übermütig klettert sie von Baum zu Baum. Da verfehlt sie einen Ast, fällt nach unten und plumpst in ein tiefes Wasserloch. Mit aller Kraft versucht sie heraus zu krabbeln. Plötzlich baut sich ein mächtiger Schatten über ihr auf, eine Wildkatze, ein schlimmer Feind. 

"Was machst du da unten", faucht die Katze sie an, "willst du schwimmen lernen?"

"Lass mich raus!"; piepst die Maus verzweifelt. Ich kann mich nicht mehr lange halten."

"Ich könnte dir helfen", schnurrt die Katze, "dann könnte ich dich fressen. Aber eigentlich bin ich heute satt. Vielleicht spiele ich auch nur mit dir." Das Mäuschen rutscht immer tiefer und weiß, dass es  nicht mehr lange durchhält. "Nun komm schon", miaut die Katze, "ich tue dir nichts."                      

Die kleine Haselmaus gibt sich einen Ruck und krabbelt mit letzter Kraft auf die herunter hängende Pfote. Ganz erschöpft bleibt sie bibbernd und klitschnass darauf liegen. Die Wildkatze starrt unbeweglich mit ihren weit auseinander stehenden grünen Augen auf den Winzling. Sie ist bestimmt 10 mal größer als die Maus. Der Jagdtrieb  in ihr regt sich aber nicht. Doch die kleine Maus traut ihr nicht. Erst stellt sie sich tot, springt dann plötzlich von der Pfote, saust im Zick Zack durchs Moos und klettert hoch in einen Baum. Mit ihrem langen Schwanz hängt sie sich an einen Ast und guckt nach unten.

"Eh, du kleines Biest, hast mich reingelegt!", faucht die Katze böse. "Aber glaube mir, dich krieg ich noch!" Und weg ist sie. Das Mäuschen hat für den ersten Tag genug. Es baut sich weit oben im Baum ein rundes Nest aus Gras und Zweigen und versteckt sich.

Am nächsten Nachmittag ist sie vorsichtiger. Sie hält die Augen und die kleinen runden Ohren offen, späht erst umher, bevor sie auf Nahrungssuche geht. Da trägt ihr der leichte Wind wehleidige Geräusche zu. Sie saust in die Richtung und entdeckt auf einer Lichtung die große Wildkatze. Das dicke bräunliche Fell mit dem schwarzen Mittelstreifen ist aufgeplustert. Die rosa Nase ist blutig gestoßen und sie rennt jämmerlich miauend im Kreis. Eine Hinterpfote hängt in einem Strick fest.

"Was machst du für Sachen", piepst die Maus. "Bist wohl in eine Falle gelaufen?"

"Das weiß ich selber", faucht die Große zurück und versucht verzweifelt aus der Schlinge herauszukommen, aber die zieht sich immer fester zu. Die Maus überlegt eine Weile. "Halt still", trumpft sie dann auf, "ich habe scharfe Zähne, ich helfe dir." Nach einer Ewigkeit ist der Strick durchgenagt. Die Katze zerrt sich die Schlinge von der Pfote und steht riesengroß vor ihrem Retter. "Danke", schnurrt sie, kannst mein Freund sein. Komm,  setzt dich auf meinen  Rücken. Ich muss auf die  Pirsch." So streifen sie eine Weile im Wald umher. Gerade will die Katze eine Wühlmaus schnappen, da beißt ihr die kleine Haselmaus von oben in die Nase.

"Was soll das!", faucht die Große drohend und schüttelt ihren Begleiter ab.

"Ich kann das nicht", piepst die kleine Maus.

"Was kannst du nicht?"

"Dein Freund sein. Wir passen nicht zueinander. Du frisst am liebsten Mäuse, vielleicht meine Geschwister!"

Verdutzt starrt die Wildkatze auf das kleine Wesen. "Du hast recht", schnurrt sie versöhnlich, "ich such mir ein anderes Jagdrevier. Und wenn du mir über den Weg läufst, dann mach dich bemerkbar." Sie schleicht davon und die kleine Haselmaus flitzt etwas wehmütig auf ihren Baum.                                                                                                                                                                                                                       

Bis bald eure SIWA

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus meiner Reihe "Gute Nacht Geschichten" erzähle  ich euch diesmal von einem Siebenschläfer, der sich sehr wundert.

Viel Spaß dabei


 Der Siebenschläfer

In einer Siedlung am Stadtrand, unterhalb eines idyllischen Buchenwäldchens, erwacht das Leben. Die aufgehende Aprilsonne umarmt die Häuser, Terrassen und Gärten. Ein vorwitziger Sonnenstrahl verirrt sich bis in die letzte Ecke einer bunt angemalten Gartenlaube.

Plötzlich fiept, pfeift und raschelt es laut und aus einem umgekippten großen Pflanztopf lugt ein Siebenschläfer hervor. Der Sonnenstrahl hat seine Schnurrhaare gekitzelt und ihm aus seinem langen, langen Winterschlaf geholt. Mitten im Raum verharrt er, reckt und streckt sich, schüttelt sein dichtes graubraunes Fell und den buschigen, langen Schwanz.

Dabei äugt er mit großen schwarzen Augen umher und wundert sich, dass noch alle Gartenmöbel und Geräte an ihrem Platz stehen. Eigentlich räumen seine Menschen bei der ersten Frühlingssonne schon vieles davon in den Garten. So war es die letzten Jahre. 

In den Mondjahren davor hielt er seinen Winterschlaf immer in einem Erdloch unter einer riesigen ausgedörrten Baumwurzel, bis sich ein bösartiger Artgenosse darin breit machte.

Etwas traurig irrte er damals durch den Wald, fand erst ein kleines Holzhäuschen, das war aber leider schon besetzt,  und später das bunte Gartenhäuschen. Dort entdeckte er das gemütliche Plätzchen und rollte sich zum Winterschlaf ein. Oh Schreck, er hörte plötzlich Stimmen. Vorsichtig blinzelte er mit einem Auge auf einen kleinen und einen großen Schatten und rührte sich nicht.

"Papa, Papa, da liegt ein totes Eichhörnchen, oder eine riesige Maus", flüsterte ein Mädchen und hüpfte einen Schritt zurück.

"Aber nein, Maja, das ist kein  Eichhörnchen, auch keine tote Maus. Es könnte ein Siebenschläfer sein, der hier seinen  Winterschlaf halten will. Komm, lass uns leise verschwinden und in deinem Tierlexikon nachschauen, dann wissen wir es genau", sagte der Mann lachend und schloss leise die Tür von außen.

Inzwischen haben sich seine Menschen an ihn gewöhnt. Aber wo sind die eigentlich? Blitzschnell flitzt er durch den Garten, wagt sich bis auf die Terrasse, aber niemand ist zu hören oder zu sehen.

Vielleicht frage ich mal den Igel, der wohnt schon einige Jahre mit seiner Familie unter dem Holzstapel, denkt er nach und kratzt mit seinen scharfen Krallen am Holzstoß.

"Wer stört meine Ruhe", knurrt es ungehalten darunter hervor."

"Entschuldigung Herr Igel", fiept der Nager kleinlaut, "weißt du vielleicht wo unsere Menschen sind?"

"Weiß ich nicht, aber nehme dich vor dem Roten in acht!"

"Wer ist der Rote", pfeift der Siebenschläfer ganz aufgeregt.

"Großer roter Kater, wohnt jetzt mit im Haus", brummelte es zurück  und dann Stille.

Oje, auch das noch! Schnell saust er hin zum Wäldchen, vorbei an einer Wiese. Da tummeln sich sonst Kinder und spielen Fußball. Aber heute hüpfen ganz viele Hasen darauf herum, die kann er auch fragen.

"He ihr", fiept er so laut er kann, "wisst ihr wo die Menschen sind?" 

"Ne, wissen wir nicht", antwortet ein großes Langohr, aber wir sind glücklich, haben die Wiese für uns allein!"

Tagelang eilt der Siebenschläfer durch Wiesen, Felder und Wälder. Außer einigen Hunden, die mit ihren Herrchen spazieren gehen,  sieht er er keine Menschenseele. 

"Ich werde die Eule fragen, sie ist das klügste Wesen im Wald", murmelt er vor sich hin und klettert flink mit seinen langen Krallen eine mächtige Buche hoch. Er kennt ihren Ast, auf dem sie immer sitzt.

Ach du Schreck, sie hat die großen gelben Augen noch zu, da darf man sie nicht stören. Plötzlich rauscht es in der mächtigen Baumkrone und ein dunkles Raunen dringt in seine runden Ohren.

"Du suchst deine Menschen? Die meisten bleiben erstmal im Haus, haben Angst vor Corona, einem bösen Virus. Der Wind hat es mir zugetragen." 

Er weiß nicht was das ist und flitzt erschrocken zum Garten zurück. Auf der Terrasse stehen die Stühle und Maja spielt mit dem roten Kater. Da ist der Siebenschläfer wieder beruhigt und merkt plötzlich, dass er großen Hunger hat. Nun muss er aber endlich auf Nahrungssuche gehen und sich mit frischen Trieben, Knospen, Früchten,  Nüssen und Insekten einen dicken Winterspeck anfressen.                                                                                                                                                                                                                

Bis bald eure SIWA

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

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